Naomis Reise

Kinoabend: Naomis Reise (2017)

  • 05.06.2022
  • Kinobar ab 18:00 Uhr
  • Filmbeginn: 20:00 Uhr
  • Ort: X78

Zum ersten Mal in ihrem Leben verlassen Naomi und ihre Mutter ihre Heimat Peru, um in Berlin als Nebenklägerinnen am Prozess des Feminizids an ihrer Schwester/ Tochter teilzunehmen. Sie wurde von ihrem Noch-Ehemann Bernd erschlagen, als sie sich nach fünf Jahren Ehe und der Geburt eines gemeinsamen Sohnes scheiden lassen wollte. Die Schwester Naomi und ihre Perspektive stehen im Zentrum des Films, welcher auf intensiver Recherche zahlreicher Gerichtsverfahren und einer wahren Geschichte basiert. Nicht nur wird ein Blick auf die Sprache und den Ablauf eines Feminizid-Gerichtsverfahrens geworfen, auch die Verschränkung von Sexismus und Rassismus in der Tat selbst, im Kontext von Heirats- und Armutsmigration werden betrachtet. Das Gerichtspersonal in dem Film wird von echten Richter*innen, Staatsanwält*innen und Verteidiger*innen gespielt.

Solidarische Prozessbeobachtung als feministische Praxis

Vortrag von der AG Prozessbegleitung zum Femizid an Besma A. über ihre Beobachtungen, Erfahrungen und Erkenntnisse

  • 10.06.2022
  • Beginn: 19:00 Uhr
  • Ort: Lila Drache (Rudolf-Breitscheid-Straße 6)

Im April 2020 wurde Besma A. von ihrem Ehemann getötet. Wir sagen: Ermordet. Er und seine Verteidiger*innen sagen: Aus Versehen. Wir sagen: Das war kein Unfall. Wir gehen davon aus, dass es Mord war. Ob geplant oder ungeplant – wieder hat ein Mann seine Frau getötet. Die Frau, die er zuvor bedroht, geschlagen, kontrolliert und gedemütigt hat.

Nun steht dieser Mann vor Gericht. Wir sind an jedem Prozesstag dabei. Weil wir die Nebenklägerinnen – die Schwester und die Mutter der Toten – begleiten wollen. Weil wir die patriarchalen Verhaltensweisen und Strukturen im Gericht aufdecken wollen. Weil wir Gerechtigkeit für Besma und alle anderen Frauen fordern.

Nehmt ihr uns eine*

Veranstaltungsreihe über den Umgang mit Feminiziden in der deutschen Rechtssprechung und feministische Intervention

Es heißt Feminizid! In der medialen Berichterstattung werden Feminizide oftmals fälschlich als „Beziehungsdrama“, „Mord aus Liebe“, „Eifersuchtstötung“ oder „Familientragödie“ betitelt. Solche Umschreibungen verdecken das strukturelle Problem, das hinter diesen Fällen steckt.

Feminizide bezeichnen jene gewaltsamen Tötungen an FLINT*, die im Kontext einer gesellschaftlichen Abwertung von Frauen und als Zuspitzung einer Vielzahl von geschlechtsbezogenen Gewaltformen begangen werden. Feminizide sind ein globales Phänomen.
 
Diese Tötungen sind auch Teil einer deutschen Realität. Die Rechtssprechung ist eine der ersten gesellschaftlichen Instanzen, die eine Bewertung der Tat vollzieht und diese einordnet. Das, was im Gerichtssaal passiert, ist Abbild einer gesellschaftlichen Debatte. Diese ist erfüllt von patriarchalen Deutungsmustern und Strukturen, die es aufzudecken gilt.
 
Es braucht eine kritische, feministische Bearbeitung dessen, wie deutsche Gerichte mit Feminiziden umgehen.
 
Wir als neu gegründete Gruppe “Keine Mehr Halle (Saale)” beschäftigen uns mit Feminiziden in Sachsen-Anhalt und laden ein zur Auseinandersetzung mit dem Komplex Feminizid und zu Ansätzen feministischer Intervention!
 
(FLINT* sind Opfer von Femiziden! Wir sprechen von “Frauen”, wenn wir die Abwertung von Weiblichkeit, die der Tatmotivation zu Grunde liegt hervorheben wollen.)